Wir fahren irgendwo tief im französisch-sprechenden Teil Belgiens durch eine kleine Stadt, an einer kleinen unscheinbaren Doppelhaushälfte teilt uns das Navi mit, dass wir unser Ziel erreicht haben. Ich bin schon ganz aufgeregt, denn ich habe bereits im Voraus ein paar Bilder der Location gesehen und kann es kaum erwarten das alles mit eigenen Augen zu bewundern. Wir laufen durch das offene Gartentor in einen ziemlich verwilderten, großzügigen Garten, die Fenster des Hauses sehen wunderschön aus – die Rahmen sind aufwendig mit Schnitzereien verziert. Durch eine Balkontür gelange ich in das Haus – und blicke mich enttäuscht um. Das Haus ist leer! Wurde das Haus etwa inzwischen leergeräumt und die Kunst wurde vollständig entfernt beziehungsweise übermalt? Enttäuscht wandere ich durch die leeren Räume, staune kurz über eine Treppe, die sehr verschlungen in das erste Obergeschoß führt. Das besondere an der Treppe: sie ist im Erdgeschoß zweigeteilt und vereint sich kurz vor dem Erreichen der ersten Etage (das habe ich leider in meiner Enttäuschung nicht fotografiert). Nett anzusehen, aber nicht das, was ich erwartet hatte.
Missmutig verlasse ich das Haus und biege nach rechts, das andere angrenzende Haus scheint auch verlassen zu sein. Ich stoße vorsichtig die angelehnte Tür auf und staune – das ist der Ort, den ich erkunden wollte. Zu meiner rechten befindet sich ein kleiner Tisch mit Stuhl, dahinter erstreckt sich ein großes Bild über die Wand, die gegenüberliegende Wand ist wie ein Felsen modelliert – eindrucksvoll!
Dahinter liegt eine kleine Küche, die einen ziemlichen Kontrast zu dem ersten Raum bildet, der so kunstvoll gestaltet ist. Geradeaus geht es weiter in das Wohnzimmer, auch hier sieht es nicht sonderlich spektakulär aus. Ein kleiner Kamin befindet sich an der einen Wand, daneben ein alter Röhrenfernseher und ein Sessel. Außerdem steht am Rand ein Bügelbrett und ein altes Bügeleisen.
Das wahre Highlight kommt aber erst noch, es handelt sich um einen Raum, dessen Wand komplett mit Malereien verziert ist. Außerdem wurde hier auch wieder viel an den Wänden modelliert, an manchen Ecken ragen Felsen aus der Wand, an einer anderen Stelle ist ein Steinbrunnen gebaut. Wow! In diesem Raum stand ich sehr lange und habe alles auf mich wirken lassen. Eine magische Stimmung – das einzige Licht fällt durch die großen Fenster in der Decke. Grünpflanzen ranken oben von irgendwoher, ob das so sollte oder, ob die Natur sich ungefragt einen Weg in das Innere des Raumes gesucht hat, man weiß es nicht. Ich bin so fasziniert und reizüberflutet, weshalb ich im Nachhinein auch mit vielen Bildern sehr unzufrieden bin.
Kommen wir wieder zu der Frage: WIESO wurde das alles zurückgelassen, was ist passiert? Wer entwirft so eine Kunstoase, um das alles zurückzulassen? In einer Garage stehen mehrere Pokale, den Namen habe ich Ewigkeiten durch Google und andere Suchmaschinen gejagt – ohne Erfolg. Mein einziger Anhaltspunkt: alte Unterlagen in dem Haus. Es scheint als hätte hier ein sehr kreatives Paar bis zu seinem Tod gelebt.
Upload: 09.09.21