Die sogenannte Kent School blickt auf eine lange und teils sehr düstere Vergangenheit zurück. Gestern hatte ich die Möglichkeit im Rahmen einer legalen Fototour die alte Schule zu erkunden (Achtung: von einem illegalen Besuch kann ich nur abraten. Das ganze Gelände wird 24/7 mit Kameras bewacht und jeder unerlaubte Besuch führt zu einer Anzeige!)
Die Anlage wurde zu vielen unterschiedlichen Zwecken genutzt und trug verschiedene Namen. Erbaut wurde das damalige St. Josefsheim von 1909 bis 1913 durch den Franziskanerorden, damals handelte es sich bei den Gebäuden um ein Pflegeheim für geistig und körperlich behinderte Männer. Diese wurden dort betreut und unterrichtet. Im Jahr 1934 musste der Orden Konkurs anmelden, da die Kirchen von den Nationalsozialisten stark geschwächt wurden und der Orden war gezwungen seinen Dienst einzustellen.
In der ersten Galerie seht ihr nun die Bilder des Klosters mit der angrenzenden Kapelle.
1937 wurde die Anlage verkauft und diente als Teilanstalt einer Heil- und Pflegeanstalt mit über 870 Betten für geistig behinderte Kinder und Erwachsene. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Pflege der Patienten drastisch heruntergesenkt, da die Nationalsozialisten diese Bevölkerungsgruppe als lebensunwert betrachtete. Fortpflanzen sollten sich lediglich gesunde Deutsche, damit die deutsche Rasse optimiert wird. Durch die Mangelernährung und fehlende Hygiene starben viele Patienten in Folge einer Infektion.
Zwei Jahre später wurde eine Meldepflicht eingeführt, durch die alle Neugeborenen erfasst werden sollten, die eine Behinderung aufwiesen. Diese und auch ältere Kinder wurden dann ab 1940 im Rahmen der Kinder-Euthanasie in extra eingerichteten Tötungsanstalten, genannt Kinderfachabteilung, aufgenommen, wo sie durch Schlafmittel oder Kohlenmonoxid getötet wurden, dadurch wurde die deutsche Rasse „gesäubert“.
Die Opfer erhielten zunächst eine Diagnose wie beispielsweise. „Das Kind leidet an angeborenem Schwachsinn und ist nicht bildungsfähig“ - das war das Todesurteil für das Kind.
Auch in dieser Pflegeanstalt wurde eine sogenannte Kinderfachanstalt mit 220 Betten eingerichtet, wo Kinder teilweise ohne Einverständnis und Benachrichtigung der Eltern untergebracht wurden. Etwa 100 Kinder starben im Rahmen der Kinder-Euthanasie dort. 450 weitere Patienten starben durch die unzureichende Ernährung und Pflege.
1943 wurde die Einrichtung aufgelöst und die verbleibenden Patienten wurden auf andere Fachabteilungen aufgeteilt, wo ihnen das gleiche Schicksal wie in der alten Einrichtung drohte.
In den 50er Jahren wurde der Gebäudekomplex von der britischen Bessatzungsmacht als Militärkrankenhaus genutzt und es entstanden mehrere Anbauten mit OP-Räumen.
Im Jahr 1963 erhielt die Anlage dann den Namen Kent School, als es zu einer britischen Schule umfunktioniert wurde. Diese zogen 1991 ab, seither stehen die Gebäude leer.
In der zweiten Galerie seht ihr nun die Bilder des Schulkomplexes auf der gegenüberliegenden Seite des Klosters.
Heute erinnert kaum noch etwas an die schreckliche Geschichte der Kent School, die Gebäude sind stark heruntergekommen und viele Räume lassen sich auf Grund eingestürzter Decken und Wände nicht betreten. Trotzdem hatte ich ein wirklich mulmiges Gefühl beim Durchschreiten der Gebäude, immer das schreckliche Schicksal, was sich hier vielen Kindern und Erwachsenen, vor Augen.