Diese Glaserei wollte ich schon sehr lange besuchen, allerdings habe ich lange gebraucht bis ich sie endlich gefunden habe und verstanden habe, wie man auf das Gelände kommt. Zwischenzeitlich dachte ich sogar, dass die Glaserei schon längst abgerissen worden sei. Zum Glück bin ich hartnäckig geblieben und nach dem dritten Anlauf war ich endlich erfolgreich und konnte diese alte Fabrik besuchen.
Das absolute Highlight ist dieser alte Schmelzofen, an dessen Öffnung das ausgehärtete Glas sieht, das fast einen Meter hoch ist. In dem Schmelzofen erstreckt sich das Glas über mehrere Meter und schimmert im Licht grünlich. Eigentlich ist das Glas aber durchsichtig, aber durch die Lichtbrechung auf dem Glas erscheint es grün.
Wir sind auch in den Schmelzofen hineingeklettert, weil wir unbedingt sehen wollten, wie es dort drin aussieht. Dies ist jedoch nicht ganz ungefährlich, da das Glas beim Aushärten Lufteinschlüsse bildet. Diese können beim Betreten der Fläche aufplatzen
Diese Glasfabrik blickt auf eine lange Geschichte, sowie unzählige Eigentümerwechsel und Firmenfusionen zurück. Bereits 1860 wurde hier Glas hergestellt, allerdings wurde das damalige Werk bei Protesten gegen schlechte Arbeitsbedingungen größtenteils zerstört. 1890 wurde der Betrieb wiederaufgebaut und die Produktion erneut aufgenommen. Zu dieser Zeit gab es eine sehr breite Produktpalette, es wurden unter anderem rohes, poliertes oder verspiegeltes Glas, sowie große Verglasungen für Fabriken oder auch Buntglasfenster produziert. Über die Jahre hinweg und durch die verschiedenen Fusionen und Eigentümerwechsel verringerte sich die Produktvielfalt und man spezialisierte sich ab 1981 auf Brandschutzglas und ultratransparentes Glas für Photovoltaikpaneele. Der Vertrieb lief auf Grund hoher Nachfrage sehr gut, weshalb 2004 die Produktionskapazität erhöht wurde.
Ebenso wurde 2007 in den Neuaufbau des großen Schmelzofens investiert, da die Geschäfte sehr gut liefen und die Kalkulationen für die Zukunft sehr vielversprechend aussahen. Jedoch kippte das Geschäft keine fünf Jahre später, weil der europäische Markt für Solarglas kollabierte, unter anderem auf Grund extrem billiger Glasimporte aus China. Dies hatte Ende 2014 die Schließung dieses Glaswerkes zu Folge. Auf dem Bild sieht man einen Teil des ausgehärteten Glases, das knapp einen Meter hoch ist und sich über eine Fläche von mehreren Metern im Inneren des Schmelzofens erstreckt.
Über eine breite Treppe gelangt man in die erste Etage, in der sich mindestens vier Schlafzimmer befinden. Eins ist besonders prachtvoll, es stehen Parfümflaschen herum und es gibt viele Details und wunderschöne Möbel zu bewundern. Laut Dokumenten in dem Haus wohnte zuletzt eine Frau in diesem Chateau. Dieser Raum war vermutlich ihr Schlafzimmer.
Direkt daneben befindet sich ein weiteres Schlafzimmer. Dies ist etwas weniger prachtvoll, aber trotzdem etwas besonderes mit dem Bett. Daneben liegt ein altes Nachthemd auf dem Sessel und flattert leicht in dem Windzug, der durch das Fenster hereinkommt.
Besonders interessant fand ich, dass von der Treppe in die erste Etage eine kleine unscheinbare Tür in ein anderes Treppenhaus führte. Dies war deutlich schmaler und fensterlos und führte in einen sehr einfachen Schlafraum. Dieser wirkte als sei er damals das Schlafgemach einer Hausangestellten gewesen.
Die zweite Etage haben wir auf Grund der maroden Bausubstanz des Hauses gemieden, allerdings habe ich von der Treppe einen Blick in die Zimmer werfen können. Auch diese wirkten im Vergleich zu den anderen prachtvollen Schlafräumen sehr einfach und die Möbel waren weniger hochwertig.
Auf dem Rückweg haben wir noch einen Blick in die vielen Scheunen, die zu dem Anwesen gehören geschaut. Die meisten waren leer, beziehungsweise eher zugerümpelt. Aber in einer haben wir noch diesen wunderschönen alten Opel gesehen, dessen letzte Ausfahrt leider schon eine ganze Weile zurückliegt.
Upload: 11.05.23