Wir sind unterwegs in Belgien, Marvin fährt und ich navigiere ihn. Es sind nur noch knapp 800m bis zu dem angesteuerten Lost Place, wir befinden uns auf einem aktiven Klinikgelände - vermutlich für psychisch erkrankte Menschen den Schildern und der Umgebung nach zu urteilen. Wir sind beide skeptisch, ob der verlassene Ort wirklich noch existent ist und ob es so eine schlaue Idee ist auf einem aktiven Gelände ein verlassenes Gebäude zu betreten, aber letztendlich siegt die Neugier.
Nachdem wir das Auto geparkt habe, erblicken wir direkt das gesuchte Gebäude. Es handelt sich bei der verlassenen Psychiatrie um ein wunderschönes altes Gebäude, fast wie eine Villa. Sie ist rundherum dicht bewachsen, die Fenster sind fast vollständig verrammelt. Vorsichtig schleichen wir um das wunderschöne und geheimnisvolle Gebäude und finden nach einiger Zeit und Dornen einen Zugang. Ein offenes Fenster, versteckt zwischen den Dornenbüschen mit einem Stuhl davor, der uns den Einstieg erleichtert.
Dann stehen wir in einem großen Raum, überall stehen lange Tische und unzählige Kinderspielzeuge - Gesellschaftsspiele, Stifte, Puppen und vieles mehr. In dem nächsten Raum ist ein großer mit Glasscheiben abgetrennter kleiner Raum, er wirkt ähnlich wie ein Schwesternzimmer in Krankenhäusern. Hier finden wir einige alte Unterlagen, vermutlich hielten sich hier die Pfleger auf und konnten die Patienten beobachten und beaufsichtigen, sicher getrennt durch die massiven Glasscheiben.
Im Flur erblicken wir ein altes Klavier, das uns fesselt, bis wir zufällig einen Blick nach rechts werfen. Dort steht eine Tür offen mit Blick auf eine Krankenliege und einem Kreuz. Uns schlägt das Herz bis zum Hals, weil es sehr dunkel in dem gesamten Gebäude ist und das Risiko sehr groß ist, erwischt zu werden, weil uns jemand durch die Fenster erblicken könnte. Etwas angespannt betreten wir den Raum und blicken auf einen kleinen Schreibtisch, der voller Unterlagen ist. Schräg davor steht die besagte Liege mit dem Kreuz, darüber sind mit Kunstblut Handabdrücke auf die Wand gemacht und rumgeschmiert worden. Die ganze Szenerie wird abgerundet von zwei uralten übereinander stehenden Fernsehern. Dieser Anblick war wirklich strange - gruselig, faszinierend und surreal zugleich.
Im oberen Stockwerk entdecken wir zwei weitere große Räume, der eine wirkt wie ein großer Aufenthaltsraum mit einer Art Bar. Diese ist wieder vom Rest des Raumes abgetrennt, lediglich durch ein kleines Fenster konnte man Getränke von innen nach außen in den Raum reichen. Auf der Theke liegt sogar noch eine alte Preisliste für Getränke und im Schrank hinter der Theke stehen feinsäuberlich die Gläser im Schrank aufgereiht.
Der Rest des Raumes ist relativ leer, es steht ein Rollstuhl herum, ein paar alte Koffer und die Reste der Deckenverkleidung hängen herunter. Durch das Licht, was durch die Fenster fällt, erhält der Raum eine eigenartige Atmosphäre.
Der letzte Raum war mein persönlicher Lieblingsraum, ein Rollstuhl steht vor dem Fenster. Er ist sehr alt, die Gardinen flattern im Wind und das Licht wirft dunkle Schatten in den Raum - ein ganz besonderer Anblick! Während wir diese Szenerie betrachten, nehmen wir eine Art Rascheln und Klopfen war. Leicht panisch schauen wir uns an, weil wir die Geräusche nicht einordnen können und ich bin schon am überlegen, welcher Weg der geeignetste Fluchtweg wäre - da öffnet Marvin eine Schranktür und ein Schmetterling kommt zum Vorschein. Mein Herz ist mir in dem Moment in die Hose gerutscht. :D
Auch in diesem Raum sind wieder mehrere Plüschtiere zu finden, was mich etwas irritiert, da laut Internet die Psychiatrie damals für Männer errichtet wurde. Denn damals um 1928 herum gab es zu wenig Einrichtungen für psychisch erkrankte Männer, weshalb diese Psychiatrie errichtet wurde. Ab 1932 wurden dort Patienten aufgenommen und behandelt. Die Psychiatrie bestand aus mehreren Gebäudekomplexen, wovon heute ein großer Teil saniert wurde und in Betrieb ist. Das gesamte Areal umfasste damals 64 Hektar.
Wofür genau das Gebäude diente, was wir besichtigt haben, konnten wir leider nicht herausfinden. Wir vermuten aber, dass es sich um eine Art Aufenthaltsräume oder Therapieräume handelt, wo sich die Patienten aufhalten konnten und betreut wurden, da wir nur große, offene Räume gefunden haben und keine typischen Patientenzimmer. Vor ein paar Jahren waren in dem Gebäude auch noch Zwangsjacken gefunden, die vorne zugeknotet wurden, ähnlich wie ein Korsett, diese haben wir aber nicht mehr finden können - vermutlich wurden sie geklaut.
Woher die ganzen Kindersachen stammen, ist unklar. Eventuell wurde das Gebäude später noch als Kinderpsychiatrie benutzt oder das sind einfach aussortierte Dinge aus den anderen Gebäudeteilen, die bereits wieder in Betrieb sind.