Der Besuch von diesem Kohlenmischer war ein reinster Adrenalintrip! Denn der einfachste Zugang war an einem Gleisübergang ein Stück über die Schienen zu gehen, jedoch war dort zum Zeitpunkt unseres Abstechers ganz schön viel los. Deshalb haben wir uns für den waghalsigeren Weg aufs Gelände entschieden und sind über eine Eisenbahnbrücke gekraxelt. Unter uns der Berufsverkehr und wir inmitten von aktiven Bahngleisen, wo sich ein paar Meter vor uns gerade eine Weiche umgestellt hat – nichts für schwache Nerven, vor allem, weil wir noch ein Stück über die Gleise zurücklegen mussten. Nachdem wir mehr oder weniger elegant den Abhang runtergerutscht sind und eine letzte Mauer überwunden haben, haben wir unser Ziel endlich erreicht. Endlich stehen wir vor der Kohlenmischhalle, oder die korrekte Bezeichnung: dem Kohlenvergleichmäßigungsbunker.
Das Gebäude gehörte zu einem 16 Hektar großem Gelände eines Bergwerks und ist eines der letzten Gebäude, die noch nicht abgerissen wurden. Der Großteil des ehemaligen Schachtanlage ist schon zurückgebaut worden, das Areal soll zukünftig zu einem urbanen Zentrum umgewandelt werden.
Bis 2018 wurde in dieser Halle die Kohle, die an unterschiedlichen Tagen gefördert wurde, gemischt und gelagert. Durch das Mischen wurde eine konstante Qualität der Kohle sichergestellt, dieser Vorgang wird auch räumliche Vergleichmäßigung genannt.
Das Bergwerk, zu dem die Halle gehört, ist das letzte, was geschlossen wurde und der letzte verbliebene Schacht wird derzeit verfüllt. Da der Schacht knapp über einen Kilometer tief ist, dauert es sehr lange bis er vollständig mit Beton gefüllt ist. Insgesamt werden 76.000 Kubikmeter Beton in den Schacht gefüllt, pro Tag wird der Schacht 6-17 Meter weiter verschlossen. Bis Anfang 2022 soll er dann komplett verfüllt sein.
Update 5.01.22: Der Kohlemischer wurde nun doch abgerissen. Übrig geblieben ist nur noch ein großer Schutthaufen. :-(
Upload: 16.12.21