Vor ein paar Tagen war ich mit meiner lieben Lola (hier geht es zu ihrem Instagramprofil) spontan auf einer zweitägigen Tour um verlassene Orte zu erkunden und die Seele baumeln zu lassen. Unser erster Anlaufpunkt war diese wunderschöne, imposante Villa.
Die Villa wurde zwischen 1978 und 1987 auf einem über tausend Quadratmeter großen Grundstück erbaut. Wir wurden scheinbar erwartet, denn die doppelflügige Tür zum Poolhaus stand bei unserer Ankunft sperrangelweit offen. Als wir den großzügigen Pool erblicken, fällt uns an dem Tag das erste Mal die Kinnlade runter und wir halten beiden einen Moment inne und betrachten ehrfütchtig die Poolanlage vor uns. Auch noch 11 Jahre nachdem der letzte Besitzer hier gewohnt hat, sieht die Anlage noch immer gut in Schuß aus. Man sieht wie schön der Pool früher gewesen sein muss - der Sand unter den Füßen und die Rückwand aus Rinde, aus der früher Blumen wuchsen, laden zum verweilen ein.
Nachdem wir uns von dem Anblick satt gesehen haben, laufen wir weiter vom Poolhaus in das daran anschließende Wohnhaus. Auch hier sind wir überwältigt von dem Prunk und der Schönheit der Villa. Nahezu jedes Zimmer verfügt über einen großen Kamin, jedes Zimmer ist lichtdurchflutet, weil durch die großen Fenster das Licht hineinfällt. Auch Kronleuchter gibt es in fast jedem Zimmer, der prächtigste befindet sich jedoch in der Eingangshalle. Von der Eingangshalle führen zwei Treppen in das obere Stockwert, wir entscheiden uns zunächst die rechte Seite zu erkunden und gelangen auf eine große Empore, Daran schließen mehrere Zimmer, die ebenfalls groß und lichtdurchflutet sind. Mein Highlight dort war der Essensaufzug, mit dem direkt aus der darunter liegenden Küche Essen hinaufgeschickt werden konnte. Die vielen Telefone, die in jedem Raum installiert sind, lassen darauf schließen, dass der Hausherr Angestellte im Haus hatte, die gekocht und geputzt haben, auf seinen "Befehl".
Auch das Bad dort oben präsentierte sich nicht weniger luxuriös und prächtig als der Rest der Räume.
Als wir schließlich die andere Treppe im Eingangsbereich erklommen haben, staunen wir ein weiteres Mal. Hier sieht plötzlich alles weniger imposant aus und es wirkt als würden wir uns in einem Krankenhaustrakt betreten. Kurz darauf stehen wir tatsächlich in einem großen Raum, in dem früher mehrere Krankenhausbetten gestehen haben müssen. Das ist deutlich an den Leisten an den Wänden zu erkennen, die man aus Krankenhäusern kennt. Auf der anderen Seite des Raumes müssen auch mal Krankenhausbetten gestehen haben, die Seite ist ähnlich aufgebaut und man sieht deutlich, wie die Betten mal aneinandergereiht waren. Der große Saal ist in der Mitte getrennt durch eine Art Zwischenraum, der deutlich erhöht ist. Was hat es damit auf sich? Das wollen wir unbedingt herausfinden!
Wir verlassen also den Krankensaal und gehen in den angrenzenden Flur, auch hier sieht alles aus wie in einem Krankenhaus. Wir sehen auch einen großen Aufzug, mit dem Krankenbetten befördert wurden. Von dem Flur geht eine Tür ab, die damals mit einer Chipkarte geöffnet werden musste. Für uns steht diese Tür offen und wir stehen vor einer eleganten Schiebetür aus rötlich-dunklem Holz. Während wir diese aufschieben, dringt uns direkt der Geruch von kaltem Zigarettenrauch in die Nase und wir staunen nicht schlecht, als wir in eine kleine, luxuriöse Raucherlounge blicken. Der Raum ist sehr klein, Lola und ich können kaum nebeneinander stehen und erhellt wird der Raum nur durch die angelehnte Tür, durch die wir hereingekommen sind und das Milchglasfenster in der Decke des Raumes.
Wir blicken auf eine Eckbank aus grünem Leder, der Tisch ist aus dem gleichen Holz wie die Schiebetür und die Wände sind ebenfalls mit dem edelaussehenden Holz verziert. Die Asche auf den Bänken, zusammen mit dem Geruch, zeigen wie viel hier wohl damals geraucht wurde. Das war wirklich mein absoluter Lieblingsraum in dem ganzen Objekt!
Nachdem wir uns an dem Anblick satt gesehen haben, öffnen wir die Tür an der anderen Seite der Raucherlounge und stehen in dem erhöhten Raum, von dem man beide Seiten des Krankensaals im Blick hat. Alte Aktenschubladen und diverse andere Dinge in dem Raum, bestätigen uns, dass es sich hier um das Schwestern- bzw. Ärztezimmer handeln muss.
Nach einigem Rumstöbern in dem Klinikteil finden wir schließlich heraus, dass es sich um ein privates Dialysezentrum handelt, was direkt an das luxuriöse Wohnhaus angrenzt.
Auf dem Weg hinaus aus der Villa, werfen wir noch einen kurzen Blick in den Keller. Sowohl das Wohnhaus, als auch der Praxisteil sind komplett unterkellert, steht jedoch knöcheltief unter Wasser. Schade - gerne hätten wir uns noch die großräumige Garage mit KFZ-Lift angeschaut. Nun gut, wir wandern also zurück durch die Villa und verlassen über das Poolhaus das Gebäude um nocheinmal einen Blick in den Garten zu werfen. Dieser ist ziemlich verwildert und der großzügige Teich ist nur grob zu erahnen, da der Garten so überwuchert ist von Pflanzen, die jahrelang nicht geschnitten wurden.
Wir verlassen immer noch staunend und kopfschüttelnd das Grundstück. Wieso lässt jemand sein Grundstück mit einem Sachwert von 2 Millionen Euro so verkommen?