Dieser Ort war skurril. Zunächst einmal mussten wir über ein Fenster im ersten Stock in das Gebäude klettern, das war abenteuerlich und ich hab keine Ahnung, wie ich kleiner Zwerg das geschafft habe. Aber als ich dann oben im Fensterrahmen saß, unter mir ein Teil der Fassade hab wegbröckeln sehen, war ich stolz auf mich. Innen angekommen wurde uns direkt klar, dieser Ort ist schon sehr lange verlassen und ist mehrmals Opfer von Brandstiftung geworden.
Die Geschichte dieses ehemaligen Schlosses reicht zurück bis in das Jahr 1590, in der es von einer sehr wohlhabenden Familie erbaut wurde. Während der französischen Revolution wurde das Schloss als Krankenhaus für Soldaten benutzt, später hat Napoleon angeordnet es als Zufluchtsort für obdachlose Menschen zu nutzen.
Im Jahr 1920 wurden dann große Umbauarbeiten durchgeführt. Zahlreiche Wände wurden eingerissen und es entstanden große weitläufige Räume. Von nun an wurden dort psychisch erkrankte Menschen behandelt – dicht an dicht lagen sie in Krankenhausbetten nebeneinander. Privatsphäre – ein Fremdwort.
Der ganze Komplex ist sehr heruntergekommen, Mobiliar gibt es kaum noch in dem Gebäude. Nur in einigen Räumen stehen zahllose Tische und Stühle gestapelt, diese stammen aber definitiv nicht aus dem damaligen Krankenhaus-, beziehungsweise Psychiatriebetrieb. Dazu sahen die Möbelstücke zu „neu“ aus.
Das Highlight des Ortes war die kleine Kapelle im hinteren Teil des Schlosses. Auf hölzernen Regalbrettern stehen alte Flaschen und andere Dinge dekoriert, große Äste hängen an den Decken befestigt und im Vorraum der Kapelle steht ein großes weißes Ledersofa. Auch dies scheint nicht aus den vergangenen Betriebszeiten des Krankenhauses zu stammen.
Im Jahr 1975 zog die psychiatrische Einrichtung in ein neueres und moderneres Gebäude. Seitdem verfällt das Schloss und wurde scheinbar nicht mehr betreten, außer um dort Möbel abzustellen.
Upload: 15.02.2022