Der Tante Emma Laden

Der Tante Emma Laden


Wir fahren eine kleine Straße entlang, Haus an Haus reiht sich nebeneinander. Laut Navigation sind wir nur noch wenige Meter von unserem Ziel entfernt – hier soll ein verlassener kleiner Lebensmittelladen sein?

Und tatsächlich, zwischen den ganzen Reihenhäusern steht ein kleines längliches Haus, was ziemlich in die Jahre gekommen aussieht. Das Untergeschoß hat große Fensterfronten, die lange nicht mehr geputzt wurden. Ich stehe davor und versuche nicht zu auffällig hineinzugucken, mein Herz schlägt schneller bei dem Blick ins Innere des Hauses: dort stehen tatsächlich lange Regale mit Konserven und anderen Lebensmitteln!

Nachdem wir etwas um das Haus herumgeschlichen sind, finden wir ein kleines Loch im Zaun, wo wir uns – mehr oder weniger geschickt – hindurchzwängen. An einer Hausseite steht eine Art Schuppentür offen, durch die es durch einen Vorratsraum direkt in die Küche geht. Dahinter befindet sich ein weiterer kleiner Durchgang und wir stehen direkt hinter dem Verkaufstresen des Tante Emma Ladens.

Ich stehe erstmal staunend da und lasse den Raum auf mich wirken. Man erkennt deutlich, dass der Laden in die Jahre gekommen ist. Nicht nur, dass alles ein bisschen unordentlich und durchwühlt ist, auch die übrig gebliebenen Einrichtungsgegenstände wirken ziemlich alt. Das ist auch kein Wunder, denn der ehemalige Besitzer hat stolze 40 Jahre diesen kleinen Laden geführt. Der ältere Herr hat ihn mit viel Liebe und Herzblut betrieben, auch ein Überfall vor etwa 15 Jahren hat den damals 74-jährigen Mann nicht davon abgehalten sein Geschäft weiterzuführen. Damals stürmten drei Diebe in sein Geschäft, einer von ihnen schlug den Herrn zu Boden, weshalb er sogar am Auge operiert werden musste. Doch schon kurz darauf steht der Herr mit geschwollenem Auge wieder in seinem Laden hinter der Theke.

Der Besitzer ist vor drei Jahren verstorben, ein paar Jahre zuvor musste er seinen Jahren auf Grund von Altersschwäche schließen. Seitdem stehen die verbliebenen Lebensmittel in den Regalen, die Cola hat schon eine eigentümliche Farbe angenommen, daneben stehen Ölflaschen und Konservensuppen. In einer anderen Ecke sieht man alte Zeitungsständer und Mentosaufsteller. Leider sind, seit dem der letzte Kunde den Laden verlassen hat, viele Besucher vorbeigekommen, die für Unordnung gesorgt haben. So wurde altes Geschirr und andere Haushaltswaren sinnlos aus den Regalen gerissen und zu Boden geschmissen.

Mein nächstes Ziel ist das Wohnhaus, was direkt mit dem Laden verbunden ist. Hier ist leider noch mehr durchwühlt worden – achtlos liegen alte Fotos und Fotoalben auf dem Boden, zu sehen sind Kinder, vermutlich die Enkel des ehemaligen Ladenbesitzers. Es sieht stark danach aus, als hätte hier vor langer Zeit auch eine Frau gelebt, so lässt zumindest du Deko vermuten.

Die obere Etage ist ein kleines Highlight für mich, alles wirkt so unberührt, als sei die Zeit stehen geblieben. Man sieht eine Art Schminkkommode, im Hintergrund an der Gardinenstange hängt Kleidung. Alles wirkt so aufgeräumt und gemütlich, als würde heute Abend jemand kommen, der seine Kleidung auf dem Stuhl ablegt und sich ins gemachte Bett legt.

Upload: 18.11.21