Das Haus am Moor

Das Haus am Moor

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Wir parken am Straßenrand und betreten den Wald, ein längerer Weg liegt vor uns – denn der Nachbar des Ortes, den wir erkunden wollen, mag keine Besucher. Es ist uns die ein oder andere Geschichte zu Ohren gekommen, wie er mit einer Machete die Abenteuerlustigen aus dem Gebäude jagt. Auf so eine Begegnung können wir getrost verzichten, weshalb wir uns von hinten dem Haus nähern und den Marsch durch den Wald in Kauf nehmen.

Der Weg zu unserem Ziel ist wirklich schön, kleine Seen und Bäche schlängeln sich durch den Wald. Zwischenzeitlich vergesse ich sogar, dass ich auf Lostplace Tour bin und nicht beim Wandern.

Nach etwa 20 Minuten Marsch und ziemlich dreckigen Schuhen sind wir endlich da – vor uns räkelt sich das Haus am Moor dem Himmel entgegen.

Schnurstracks gehen wir zur Eingangstür und betreten das Haus heute mal nicht durch die Tür, sondern durch das angelehnte Fenster daneben. Wir stehen in einem langen Flur, von dem mehrere Türen abgehen. Spontan biege ich nach rechts ab und sehe einen runden Tisch, eingedeckt für Kaffee und Kuchen, ein Teddy sitzt einsam und allein auf einem der Stühle. Uns stockt der Atem, nicht nur, weil der Raum voller Schimmel ist, sondern auch, weil alles so unberührt erscheint, obwohl augenscheinlich schon lange niemand mehr hier gelebt hat.

Im nächsten Raum ist ein imposanter Schreibtisch, er war mal schwarz, durch den Schimmel ist er inzwischen jedoch mehr weiß als schwarz. An den Wänden um den Schreibtisch herum, hängen Kinderbilder und auf dem Schreibtisch liegt ein Brief, der anlässlich des Muttertages geschrieben wurde (keine Bilder hochgeladen, da Familienbilder erkennbar wären).

Jeder Raum ist ein neues Highlight – im folgenden Raum fällt zunächst eine Sitzecke ins Auge. Ein kleiner Tisch, drum herum stehen gemütliche Polstersessel mit gewöhnungsbedürftigem Muster. Bei Betreten des Raumes fällt mir ein weiteres Highlight auf – der alte Flügel, der neben der Sitzecke steht. Auch der wurde nicht von dem Schimmel verschont und durch die Feuchtigkeit blättert die Lackschicht der Tasten ab. Ein wunderschöner Anblick, ich liebe alte Klaviere und Flügel.

In einer Vitrine sind Kristallgläser untergebracht, fein säuberlich in Reih und Glied aufgestellt und kaum eingestaubt. Daneben stehen Bücher, ebenfalls ordentlich aufgestellt, jedoch komplett von Schimmel bedeckt.

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Auf der anderen Seite des Flures ist eine Art offenes Kaminzimmer, von dort führt eine Treppe in das erste Obergeschoß. Dort gelangen wir in das Schlafzimmer des Ehepaares, was hier mal gelebt hat. Alles ist komplett unberührt, es scheint, als könnte jeden Moment das Ehepaar hereinkommen. Sogar die Kleidung hängt noch feinsäuberlich im Schrank.


Über das Kaminzimmer gelangt man in eine kleine urige Küche und in die Stallungen, die zu dem Haus gehören. Hier lebten damals Pfede, wie uns das Geschirr auf dem Dachboden verrät.



Wie kann es sein, dass so ein unglaublich schöner Ort mit so vielen Möbeln und privaten Besitztümern einfach sich selbst überlassen wird? Ein Kalender in der Küche schreibt das Jahr 2006, in diesem Jahr verließen die Bewohner das Haus scheinbar. Aber wieso, darüber können wir nur rätseln. Das Grundstück befindet sich in einem Moorgebiet, der Keller steht voller Wasser und Öl. Wir vermuten, dass die Bewohner ausziehen mussten, weil Feuchtigkeit in die Wände gelangt ist, durch die Lage des Hauses. Dies würde dann auch den extremen Schimmelbefall erklären. Aber letztendlich bleiben das nur Vermutungen.

Upload: 6.05.21